Die Glocken der Großgemeinde Bleyberg.
Die Rückführung der Glocken
(Journal d'Aubel 24 avril 1947)
Wie schon vorigen Samstag angekündigt wurde, fanden vor zahlreichen religiösen und bürgerlichen Würdenträgern die Zeremonien zur Rückführung der
Glocken, die von den Deutschen mitgenommen wurden, in die annektierten belgischen Gemeinden und die Ostkantone statt.
Es handelte sich dabei um die Rückkehr von 61 Glocken, die von der Glocken-Kommission aus Deutschland zurückgeholt wurden. Nach der Ankunft vom Verteilerplatz in Malmedy, wurden neun Glocken auf geschmückte Karren gesetzt : es waren die Glocken von Welkenraedt, Henri-Chapelle, Moresnet, Hombourg, Sippenaeken, Baelen, Membach (zwei) und von Montzen die 1.194 kg schwere.
In Montzen wurden die Glocken des Dekanates in einem Festzug von Birken zum Dorfplatz gebracht. Angeführt wurde der Zug von der Gendarmerie, es folgten der Musikverein Cercle Musical St Georges, die Schulkinder mit Ginstersträussen, eine Büste mit einer Krawatte in den Nationalfarben, die Mitglieder der J.A.C.F. (katholische Aktivisten), der Schützenverein St Etienne, die Barbara-Schützen, der königliche Gesangsverein " Les Amis Réunis " (vereinte Freunde), die Jugendgruppen J.A.C. und J.O.C., die Kriegsteilnehmer, die Veteranen Leopolds II, die königliche Gesellschaft St Joseph, die königliche Harmonie Ste Cécile und schließlich die Angehörigen des Klerus, denen die Glocken der einzelnen Pfarren folgten.
Auf dem Gemeindeplatz hatte sich eine zahlreiche Menge eingefunden ; am Gemeindehaus warteten die Persönlichkeiten : Innenminister P. Vermeylen, Kabinettschef Cuivers, Bürgermeister Alphonse Baltus, Bischof Kerkhofs von Lüttich, Dekan Schoonbrodt; Dom Jos. Kreps von der Glockenkommission, zwei hohe Offiziere des Hamburger Militärs, sowie zahlreiche religiöse, zivile und Militär-Persönlichkeiten der Region und des Kantons, darunter Herr Senator Baltus, die Herren Parisis, Kofferschläger und Coppé - Abgeordnete.
Nach einer kurzen Begrüßungsansprache des Montzener Dekans, der auf die vom Krieg geforderten Opfer hinwies und den Wunsch ausdrückte, die Glocken möchten in Zukunft nur Dankeshymnen für den Allerhöchsten singen, ergriff Dom Kreps das Wort, um auf die tragische Odyssee der Glocken einzugehen. Dann übernahm Bischof Kerkhofs das Wort, um allen zu danken, die sich für die Rückkehr der Glocken eingesetzt hatten. Er drückte den Wunsch aus, die Glocken möchten in Zukunft nur zu kirchlichen, patriotischen und Friedens-Feiern läuten.
Die Glocken wurden nun vorgestellt und einzeln vom Bischof gesegnet. Die Zeremonie endete unter der Leitung von Herrn Delnoy, der Gesangsverein brachte die Lieder " Regina Coeli " und "Où peut-on être mieux" (wo kann es besser sein). Der Cercle Musical "St Georges" spielte zu Ehren der anwesenden englischen Freunde "God save the king" und die königliche Harmonie "Harmonie Royale" beendete die Feierlichkeiten mit der "Brabançonne".
Für die geladenen Gäste fand anschließend im Gemeindehaus ein Empfang statt, Bürgermeister Baltus empfing die wichtigen Persönlichkeiten zu einem Umtrunk. Während des Empfangs, bedankte Herr Baltus sich bei seinen Ehrengästen und erwähnte stolz den
Widerstandsgeist der Bewohner seiner Gemeinde.
Herr Vermeylen, der Innenminister antwortete mit einigen freundlichen Worten, um seine Freude auszudrücken an diesem Tag in Montzen anwesend zu sein, mitten in dieser Bevölkerung, die die Rückführung der Glocken so wunderbar gefeiert hatte.
Zu Ende sei noch erwähnt, das Montzen zu dieser Gelegenheit im Festkleid auftrat : Girlanden, Wappen, Wimpel, Banner und Fahnen. Nichts fehlte.
Die Organisation dieses Festes war in allen Punkten perfekt, und ehrte somit alle Anwesenden.
Ähnliche Zeremonien fanden am Samstag in Eupen und am Sonntag in Malmedy und Saint- Vith statt.
Aus der Revue " Im Göhltal " N°85, Februar 2010 : "Glocken im Strudel der Zeitgeschichte" - Artikel von Alfred Bertha
Auszüge : Chronik 15 - Autor: J.Langohr (Gemmenich)
Übersetzung : Myriam Debey - Kelmis.